Nicht alle (heterosexuellen, cis-) Männer sind Täter, das stimmt. Aber fast alle Täter bei sexualisierter und sexueller Gewalt sind Männer. Und zwar nicht nur außerhalb, sondern auch innerhalb der Linken. Der Vortrag will sich hier vor allem die Frage nach dem „Warum“ stellen: Warum sind (hetero-cis) Männer in fast allen Übergriffen die Täter? Warum „wissen“ das Männer und ziehen daraus dann aber keine Konsequenzen? Statt konkrete Konzepte gegen Übergriffe zu analysieren, wird es vor allem darum gehen, wie Täterschaft in der „ganz normalen“ Praxis linker Männer (nicht) vorkommt. Mit feministischer Theorie und den eigenen Erfahrungen in „pro_feministischen“ Kontexten soll der alltägliche Täterschutz und die Ersatzhandlungen, die Mann sich dann als „Kritische Männlichkeit“ schönredet, analysiert werden. Was es dagegen braucht, so die These, die wir gemeinsam diskutieren wollen, ist eine organisierte Männlichkeitskritik, die breit und grundlegend von Männern eingefordert werden muss.

Für den Vortrag hatten wir über hundert Anmeldungen, was uns sehr gefreut hat. Trotzdem hatte die hohe Nachfrage auch einen bitteren Beigeschmack für uns. So weit wir das von Namen und Pronomen ableiten können, haben sich für diese Veranstaltung überwiegend cis-Männer angemeldet, während der FLINTA* Anteil bei unseren vorherigen Vorträgen bei 80-90% lag und wesentlich weniger Personen insgesamt teilnahmen. Das zeigt uns, dass sich cis-Typen mit Männlichkeit und Täterschutz auseinander setzen wollen, aber nicht mit Unterstützungsarbeit, Trauma-Arbeit und Community-Care - zumindest ist es das Bild, was sich nicht nur aus unserer Veranstaltungsreihe, sondern auch aus unserer sonstigen Arbeit als Kollektiv, Unterstützer*innengruppen, Ansprechgruppe und anderen Vernetzungen ergibt. Solche Veranstaltungen zu organisieren, Betroffenen-Support, Bildungsarbeit auf allen Ebenen wird immer noch überwiegend von FLINTA* geleistet. Das alles braucht sehr viele emotionale und materielle Ressourcen.
Wir hoffen sehr, dass diese Veranstaltung auch für cis-hetero-Männer ein Anstoß sein kann, mehr eigene Verantwortung und Ressourcen in diese Arbeit fließen zu lassen, aus der eigenen kritischen Männlichkeits-Gruppe hinaus zu denken.

TW: Sexuelle/Sexualisierte Gewalt, V-Wort, Übergriffe, Teils Beispiele allerdings nicht sonderlich drastische und nicht explizit geschildert

Wir wollen unsere Bildungsarbeit kostenlos anbieten, damit sie für möglichst viele Menschen zugänglich ist. Trotzdem sind wir auf Geld angewiesen um diese realisieren zu können (zB Honorare für Referent:innen). Wenn ihr uns mit einer Spende unterstützen wollt könnt ihr das gerne per Überweisung tun:

Konto: Wechselkurs Bildung e.V.
IBAN: DE38 4306 0967 1110 5510 00
BIC: GENODEM1GLS
Verwendungszweck: Spende Gegengewalt (bitte unbedingt mit angeben!)